Burgweihe der Schlaraffia Paulista

Gegeben in den Gemarkungen des hohen Reyches Paulista am 26. des Erntemondes anno Uhui 136, das dem profanen Datum des 26.August 1995 entspricht. (MvB)

Eine derartig gewaltige Auffahrt vornehmer Stinkrösser vor der neuen Ranchoburg hatte die stille Rua General Braulio Guimarães im Jardim Promissão noch nicht erlebt. "Wer zählt die Ritter, kennt die Damen, die alle hier zusammenkamen?" sinnierte die emeritierte Rio CariocaHerrlichkeit GRAFEX gedankenvoll zwischen elementaren Cocktails und delikater Abendatzung. Die Pässe der vielen, aus dem ganzen Uhuversum eingerittenen, Sassen türmten sich auf dem Tische Seiner Vieledlen, des emsigen Kanzlers PIRATI, als das schlaraffische Spiel begann, das Abendlied erklang, man sich vor dem allweisen Uhu verneigte und dem Aha auf der Brust des fungierenden Oberschlaraffen die gebührende Ehre erwies. Gäste ohne Zahl legten Liebesgaben vorwiegend ethylischer Natur vor den Stufen des hohen Thrones nieder und nahmen, beglückt von der Huld des Fungierenden, mit Glanzesblick und rosigem Wangenhauch, Platz zwischen den holden Burgfrauen an den Tafeln der Ritter und Junker. Das Reych erhob sich, als der Truchsess die Erhabenste aller Herrlichkeiten, QUANT DEN ERLEUCHTETEN, mit dem prunkvollen Hermelorum bekleidete. Mit unvergleichlicher Würde, Eleganz und symbolischen Schwertstreichen weihte der Allerhöchste der Paulistaritter die neue Burg dem Uhu, Oho und Aha. Aus voller Kehle erschallte mächtig der Hymnus an die Allmutter Praga. Ritter KNURRHAHN DER HARTSCHALIGE brachte mit sicherer Stimme eine ergreifende Ballade der wahrhaftigen Historia des Burgbaues zu Paulista zu Gehör. Unter den,Gästen deminierte das allzeyt fröliche Reych Rio Carioca. MORAVIST, Serdar zu Bosna Saraj, gedachte , der Gründungsritter, die vor 44 Jahrungen aus deutschen Schlaraffenreychen nach Brasilien geweht, Paulista wieder erstehen liessen. Die Burgfrauensippung Schlaraffia ist wohl ein Bund von Männern, aber einmal im Jahr öffnet sich die Burgpforte auch den Damen. Die charmante Burgfrau DEKO-RAND sprach Worte der Erinnerung an den kürzlich gen Ahall gerittenen sassen NYKUSSERL; und überreichte dem hohen Thron ein wertvolles Gemälde. Sie wurde mit einem zärtlichen herrlichkeitlichen Küsschen auf die Stirn bedankt. Dann stand wieder das schlaraffische Spiel im Vordergrund des Geschehens. Belominenis vertreten durch Ritter und Burgfrau SERROTE, hatte dank des Ritters KAROLUS FEX die liebenswürdige Idee, der Paulista eine schmissige Burghymne zu widmen. Ritter GLÜHBIRNE aus der Porta Alegrensis brachte zur Freude aller, eine dramatisch whiskydurchtränkte Reiseerzaehlung. Bonaerensis hatte zwei hochaktive Recken entsandt, den Mundschenk KUSCHEL und den stets kampfbereiten JUNKER STEPHAN. Das Feldlager Curitibana scharte sich um Ritter TAMOSIS. Aus Londrina war Ritter RANCHERO in der Ruestung der h.Portus Betsiae herbeigeeilt. Herrlichkeit LEONE war eigens aus Bayern herangeritten, um die Freundschaftsachse Landeshuota - Rio Carioca - Paulista zu stärken. Der hohe Gast erbat ein Exemplar der DEUTSCHEN ZEITUNG vom 18.August mit dem Beitrag IN ARTE VOLUPTAS für einen gar prominenten Schlaraffensprössling. Dieser, das BURGKNÄPPLEIN DUXERL, ist niemand Geringerer als der Bundespräsident Roman HERZOG. Einige wilde Sassen fanden schließlich, dass die neue Burg noch sehr unschuldig sei und ordentlich mit Blut befleckt werden müsse. Man brach eine Fehde vom Zaun, die nur per Duell mit geistig geschärften Waffen ausgetragen werden konnte. Es gab einen Sieger, einen Verlierer und große Versöhnung bis zum nächsten Zweikampf. Die Leitung der 1674.Sippung war inzwischen mit viel Geschick und einem hohen Masse an Takt in die Hände der Oberschlaraffen PHIL-BLITZ und DON'T FEX übergegangen, die jedoch nicht verhindern konnten. dass der Junkermeister RAUSCH-AB seine Befugnisse überschritt. Trotz vehementer Proteste wurde der allso Inkriminierte unter lautem Jubel in das Burgverlies gesperrt, in dem er eine Zeitlang rumorte, bis man ihn wieder herausließ. Virtuos dargebrachte musikalische Vorträge von JUNKER GALLUS auf der Klarinette, Ritter SPERBER und Prüfling BAUR am Clavicimbel, rundeten das reichhaltige Programm ab. Ritter WURGEL protokollierte sehr humorvoll den Verlauf dieser schönen Sippung und berichtete mit echt schweizer Gewissenhaftigkeit. Die Mitternachtstunde war nicht mehr fern, als das Schlusslied aufbrandete. Man reichte sich die Hände und versicherte einander melodisch und lautstark , "eh noch acht Tage vorübergesaust, das Volk der Schlaraffen hier wiederum haust" und ritt hochbefriedigt ab nach seinen Heimburgen.

Herausgegeben in der Deutschen Zeitung, São Paulo, 8. September 1995
© Dr. Rudolf Robert Hinner (Rt Moravist von Bobbylonien)